By Fire and Sword - Gefechtsberichte
Hier präsentiere ich in loser Folge Berichte der Scharmützel und Gefechte, die ich mit meinem brandenburg-preußischen Heer mit dem Regelwerk By Fire and Sword ausgetragen habe. Ich hoffe, die Berichte bringen die Spannung und Dramatik der einzelnen Gefechte gut rüber, auch für diejenigen, die mit dem Regelsystem nicht vertraut sind
Übersicht
Brandenburger gegen Habsburger
08.11.2025
Am Samstag, dem 8. November 2025, haben mein Kumpel Sebastian und ich eine Partie By Fire and Sword mit unseren 15‑mm‑Armeen ausgetragen. Wir versetzten uns in die 1650er Jahre: Meine Brandenburger trafen im Skirmish‑Level auf Sebastians Habsburger. Beide Seiten führten jeweils vier bis fünf Einheiten in Bataillonsstärke ins Feld - bei mir summierten sich die Truppen auf 41 Punkte, bei Sebastian auf 40 Punkte. Gemäß Regelwerk darf der Kommandeur des kleineren Heeres das Szenario bestimmen; Sebastian wählte "Clash of Vanguards". Ziel der Mission war es, auf die gegnerische Seite vorzustoßen und zugleich das eigene Aufmarschgebiet von Feinden zu säubern. Die Aufmarschzonen maßen jeweils 16 Zoll von der eigenen Tischkante.
Für ein solches Scharmützel zwischen Habsburgern und Brandenburg‑Preußen gibt es nur wenige direkte historische Vorbilder, da beide Mächte in dieser Phase selten unmittelbare Kriegsgegner waren. Es sind aber plausible Anlässe denkbar, in denen einzelne Gefechte oder Zusammenstöße realistisch wirken. In unserem Fall könnte es sich um einen fiktiven Kleinkrieg am Rand des Zweiten Nordischen Krieges (1655-1660) gehandelt haben - mit folgenden Eckdaten:
Anlass und Kontext: Nach dem Abfall Brandenburg‑Preußens von Schweden und dem Seitenwechsel zu Polen‑Litauen im Spätsommer 1656, begleitet von komplizierten Absprachen, patrouillieren auf beiden Seiten kleinere Verbände entlang der Oder‑Übergänge. Kaiserliche (habsburgische) Kontingente unterstützen polnische Interessen indirekt und sichern Handelswege aus Schlesien. Ein brandenburgischer Vorstoß zur Sicherung eines Übergangs wird als Verletzung von Zoll‑ und Transitabsprachen gewertet.
Ort/Datum: Nähe Crossen an der Oder (heute Krosno Odrzańskie), August 1659.
Kräftebild: Brandenburg‑Preußen führt fünf Einheiten ins Feld, darunter Musketiere, Kavallerie und Dragoner aus Brandenburg sowie berittene Söldner. Bemerkenswert ist eine Geschützbatterie aus 4‑Pfünder‑Kanonen. Die Habsburger rücken mit leichten Musketieren, schweren Kürassieren und zwei Einheiten Kroatenkavallerie an.
Missionslogik: Brandenburg soll die Handelswege behaupten und über die ost‑westlich verlaufende Querstraße auf die nördliche Seite drücken, um die Kreuzung zu sichern. Die Habsburger ihrerseits verfolgen in Sachen Kreuzung dasselbe Ziel und stoßen in gegensätzlicher, südlicher Richtung vor.
Gelände: Die zentrale Kreuzung wird von zwei kleinen Wäldchen und einigen Getreidefeldern gesäumt; darüber hinaus bietet sich ein weitgehend offenes Operationsgebiet mit langen Sichtachsen.
Zum Verlauf des Scharmützels liegt uns ein zeitgenössischer Bericht aus dem brandenburgischen Kommandostab vor, der noch am selben Abend per Kurier direkt an den Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm nach Berlin ging. Viel Spaß beim Lesen!
Bericht, wie sich ein Treffen zwischen Chur-Brandenburgischen und Kayserlichen Trouppen jüngst in einem Orte bey Crossen ereignet, Anno Domini 1659.
Ew. Churfürstl. Durchlaucht gnädigst zu berichten sei mir befohlen, was sich jüngst in dem Scharmützel zwischen Eurer Churfl. getreuen Brandenburgischen Truppen und einer habsburgischen Abtheilung zugetragen, welch Begegnung ungeplant und, der wahren Sach' nach, wider die herrschende Alliancen-Ordnung geschehen, dieweil die Habsburger nicht unsere offenen Feinde, wohl aber uns durch ihre Waffenübung ein willkommner Prüfstein seyn mochten.
Als an selbigem Tage der Obrist Lieutenant mit dem Commando versehen, hat er die Unserigen in vorteilhafter Stellung im südlichen Terrain positioniret, und zwar also:
In der Mitte, inmitten eines reiffenden Kornfeldes, standen die Preußischen Musquetierer (1), wol exerciret und von trefflicher Feuerkraft; zu deren linker Hand aber waren die Dragoner (2) abgesessen und bereits tapffer vorgestoßen [Anm.: Die Szenarioregeln erlaubten der roten Seite, eine Einheit unmittelbar nach deren Aufstellung zu bewegen], gleich im Begriff, den vor ihnen liegenden Wald zu besetzen. Etwas rückwärts, mehr nach Außen, hielt sich die Cavallerie (3), noch unschlüssig, ob sie linker oder rechter Hand durch das Gehölz zu schlagen gedächte; und unter einer nützlichen Schrägstellung im Rücken derselben nahm die Vier-Pfünder Batterie (4) Aufstellung, mit einem weiten freyen Schuß-Feld vor sich. Zur rechten Flancke aber hielt in einem anderen Wald die Söldner-Cavallerie (5) Wacht. Der Obrist Lieutenant (6) mit seinem kleinen Stab verblieb anfangs im Felde bey den Musquetierern, damit er das gantze Treffen wohl übersehen und die Befehle nach Noth ertheilen möge; seine Ordonnanz lautete, daß die Unserigen defensiv, doch wohlbedacht und mit Vorsicht gehandelt sollen.
Dem Feinde aber, der von Kayserlicher Seite war und tapfere Batailons führte, gehörte der nördliche Theil, und derselbe hatte seine Stärke also geordnet:
Auf ihrer linken, von uns aus gesehen, stand ein Trupp gefährlicher Kürassierer (7); daneben ein Detachement leichter und hurtiger Musquetierer (8); und auf ihrer weit entlegenen rechten Seiten, mit weiter Lücke dazwischen, hielten sich eine kleine Rotte Kroatischer Reiter (9) und eine große Rotte (10), unverzagt und behende. Ihr Commando war getheilet, indem der Obristleutenant (11) die rechte Seite führte, und ihm etwa ein Obrist-Wachtmeister (12) zur linken beigegeben war.
Als das Treffen seinen Anfang nahme, ward es Unsererseits zuvörderst auf der linken Hand glücklich; denn die abgesessenen Dragoner verschantzten sich im Holz und nahmen Feuerwechsel mit des Feindes Truppen (13). Indes haben Unsere Geschütze holdselig Gelegenheit gefunden, den feindlichen Kürassierern, die den Wald nicht vollends zur Deckung hatten, gar empfindlichen Schaden zu thun (14).
Doch auf der rechten Hand wendete sich das Glück, indem die Kroatische Reiterey unverdrossen herantrabte (15) und auf Unsere Söldner-Cavallerie das Feuer eröffnete. Der Feind war an Zahl stärker und drängte dieselben hart, so daß sie nach manch tapferer Abwehr wider ihren Willen aus dem Gehölz zurücken mußten (16).
Das Gefecht ward hitzig und voll ungewöhnlicher Vorkommniß:
Die tapferen Dragoner, von mehr denn einem feindlichen Stück und Compagnie zugleich beschossen, konnten zuletzt der Gewalt nicht länger widerstehen und waren genöthiget, weit zurück zu weichen (17). Doch erfülleten sie ihre Pflicht vollkommen, indem sie des Feindes stärkste Reiterey lange banden und dadurch Unserer Artillerey Zeit verschafften, ihren Stand zu verändern (18) und noch härtere Schüsse auf die Kürassierer zu richten. Dieselben erlitten merklichen verderb, gelang es ihnen doch für lange Zeyt nicht, hinter das schützende Gehölz zu retiriren (19).
Auf der rechten Hand aber gingen die Kroaten abermals vor, und deren größere Schaar fiel mit Schrecken auf Unsere ohnehin hart geprüfte Söldner-Cavallerie (20). Doch - sonderbares Zeichen göttlichen Beystandes! - blieben die Unserigen in Stand und überlebten den Stoß. Die Musquetierer im Kornfeld, bisher in Ruh, wandten sich hurtig zur rechten (21), schickten eine ganze Salve in die vordringende Kroatische Reiterey und zwangen selbige, sich blutig und übel zugerichtet zurück zu ziehen (22).
Von sonderbarem Muth war die Handlung der brandenburgischen Cavallerie, so hinter dem linken Wald bisher in Warten gelegt gewesen. Dieselben, sehend die Gelegenheit, dreheten sich rasch zur rechten und ritten, da ihnen nichts im Wege stand, weit und tief hinter des Feindes Linien vor! (23) Dieses Bravourstück ward von großem Nutzen, dieweil die Kayserlichen zuvor schon mit zweien Reiter-Schaaren in Unseren Raum vorgedrungen und ihrerseits die Hinterhand noch ganz frei hatten.
Doch bald nachmals ward kund, daß die linken feindlichen Musketeure (24) ihr Feuer aufnahmen und unsern bereits abgeriebenen Dragonern schwere Verluste zufügten, so daß welch letztere zuletzt gänzlich ausfielen und vom Felde wichen. Gleichwol drohte den Musqueteuren des Feindes Ungemach, wann sie weiter vorgingen, dieweil Unsere Geschütze sie schon ins Visier genommen hatten, nachdem die Kürassierer des Feindes sich gänzlich hinter den Wald zurück gezogen hatten (25). Gegen jene hingegen waren Unsere Reiter schon im Anschlag (26), und der Sieg schien unentschieden zwischen beiderley Ausgang zu balanciren.
Indessen erlangten Unsere Söldner-Reiter auf der rechten Flancke Gelegenheit, sich aus der Noth zu ziehen und wohlgeordnet in weitere Stellung zu gehen (27); auch der grössere Theil der Kroaten kehrte hinter sein Wäldlein zurück (28). Die kleinere aber, vom Ehrgeiz gleichsam angestachelt, stürmte nochmals kühnlich auf Unsere Musquetierer (29), die zwar schon manch Schuß empfangen, doch noch Feuer und Ordnung behalten.
Nach fünf hitzigen Durchgängen und wiederholtem Austausch von Pulver und Bley endete das Treffen, ungeplant und politisch nicht erwünscht, dieweil nicht die Kayserlichen, sondern die Schweden Unser Feind sind. Das Resultat der Mission ward auf Rechnung des Allmächtigen bey beyderley Seiten fast in Gleichmaß an Siegespunkten beschlossen, doch zeigten Unsere brave Knechte tapfere Standhaftigkeit und Geschick.
Der Verlust der Dragoner ist zwar bedauerlich, jedoch in Summa zu verschmerzen. Vornehmlich soll die Artillerie für ihren wohlgezielten Schuß löblich vermeldet und die Bravour Unserer Cavallerie allhernach von Sr. Churfürstlichen Durchlaucht mit güldener Gnade gerühmet werden.
GOTT wolle fernerhin Unseren Waffen gnädig seyn und uns führen zu größerem Ruhm und beständigem Glück wider den wahren Feind.
So geschehen und eigenhändig bezeugt,
im Feldquartier, am Abend nach dem Gefecht
Euer Durchlaucht gehorsamster Diener und Obristleutnant.
Es war ein toller Spieleabend, und By Fire and Sword rangiert schon jetzt, nach dem allerersten Spiel, ganz weit oben auf meiner Favoritenliste. Ein einfach nur geniales Regelwerk! Ich freue mich auf viele weitere Gefechte
